Karwendelgebirge und Alpenvorland

DIE FAHRT IN DEN SÜDEN
Freitag 12.08.22 – Sonntag 14.08.22

Am Freitagabend beginnt die Reise. Wie immer kommen wir viel zu spät los. Die Sonne brannte aber auch so dermaßen bei uns im Norden, dass wir lieber die erste Strecke im Dunkeln fahren wollten.

Vorteil: Die Autobahn ist frei! Ziel ist es Samstag um 10 Uhr zum Frühstück in Hof bei der Verwandtschaft zu sein und zu frühstücken. Wir wollen aber in der ersten Etappe nichts überstürzen und beschließen kurz vor Magdeburg ein ruhiges Plätzchen für unseren Janni zu suchen und verbringen die erste Nacht im Bulli.
Früh morgens geht es dann wieder weiter und wir sind auf die Minute pünktlich in Hof.

Nach einem leckeren Frühstück und einem grandiosen Mittagessen geht die Reise über Landstraße durch die Hitze Süddeutschlands weiter bis wir in Sulzbach-Rosenberg eine weitere Nacht ein gutes Plätzchen finden. Wir schauen uns ein bisschen die Stadt an und enden letztlich im Biergarten vom Kreutzerwirt. Für Norddeutsche die noch nie in einem echten bayrischen Biergarten waren eine wirklich interessante Erfahrung. Hier gibt es zu jeder Zeit ‚a zünftigen Schmaus und a Helles‘.

Am nächsten morgen geht es nach einem kleinen Frühstück weiter in den Süden. Nach ein paar Stunden fahrt Und einem heißer werdenden Lenkrad machen wir ganz spontan Pause am Pfrauendorfer See zwischen Nürnberg & Ingolstadt. Der See motiviert uns dazu einfach mal rein zu springen, was wir auch prompt machen. Wer weiß ob wir dazu in den Alpen noch kommen. Der See hat tolles klares Wasser und wir sind wunderbar erfrischt.

Pfrauendorfer See bei Kinding

Jetzt müssen wir uns aber langsam spurten, da wir bis um 19 Uhr auf unserem gebuchten Campingplatz im Süden einchecken müssen. Wir beschließen also auf die Autobahn zu wechseln und fahren nach einem kurzen Stop in Schrobenhausen auf einem ausgewiesenen Stellplatz. Eigentlich um unser WC zu leeren, was dann aber doch nicht möglich war. Nach einem selbst gemachten Kaffee und einer Müllsammelaktion vor Ort geht es auf den direkten Weg zum Tennsee.

Hier bekommen wir den wohl schönsten Stellplatz in der ganzen Umgebung mit Blick auf das Gebirge zugewiesen. Ein Traum! Und neben uns steht auch ein Bulli aus Sulzbach – Rosenberg… so klein ist die Welt manchmal.

ISAR RADWEG – Montag 15.08.22

Das Wetter schlägt etwas um und wir bekommen leichten Regen, der sich aber zum Nachmittag hin lichtet. Wir packen unsere Räder und machen uns auf den Weg entlang der Isar und genießen die Fahrt am hügeligen Ufer entlang. Für Radler (wie die Radfahrer hier genannt werden) ist der Weg kostenlos, Autofahrer müssen hier Maut bezahlen. Der Weg führt uns zunächst quer über einen Golfplatz um sich dann an der Isar entlang zu schlängeln. Eigentlich wollten wir über den Wald zurück. Aber unser Freund den wir am Tennsee getroffen haben, hatte nur Rennrad- Bereifung. Da haben wir doch sicherheitshalber den Weg über die Straße zurück gewählt. Für Graveler oder MTB Fahrer lohnt sich aber bestimmt der weg auf der anderen Isar-Seite zurück.

Hier gehts zu unserer Radtour:
Isar Radweg ab Krün Richtung Norden

Pünktlich zum aufkommenden Gewitter waren wir auch wieder auf dem Campingplatz und haben es uns im Wirtshaus gemütlich gemacht.

GARMISCH PARTENKIRCHEN – Dienstag 16.08.22

Der Regen und der Nebel sind weg und wir genießen am Vormittag den Blick auf Gebirge, das sich von der schönsten Seite zeigt. Am späten Vormittag machen wir uns auf den Weg nach Garmisch-Partenkirchen.

Erster Anlaufpunkt: Das Olympiazentrum der Skispringer mit Eingang zur Partnachklamm. Die vielen unterschiedlichen Schanzen und natürlich die große Olympia Schanze aus der Vier-Schanzentournee ist schon beeindruckend. Wer da runter springt muss auf jeden Fall ziemlichen Mut haben.

Skisprung-Schanzen von Garmisch Partenkirchen

Gleich an der Schanze befindet sich auch der Einstieg Richtung Partnachklamm. Wir fahren mit unseren Rädern Richtung Eingang und stellen fest das die ganze Klamm komplett überlaufen ist. Auf dieses Gedränge haben wir keine Lust und drehen wieder um. Die Partnach als solche können wir dann weiter unten noch erleben.

Wir machen einen kurzen Abstecher zum CUBE Store in Garmisch, da wir noch ein bisschen Equipment für das neue Touring Bike benötigen.

Hier bekommen wir auch den Tipp, dass wir uns unbedingt die Ludwigstraße in Partenkirchen anschauen sollten. Ein sehr guter Tipp, denn ohne diesen wären wir vermutlich gar nicht dort hin gelangt.

Während die Fußgängerzone von Garmisch wie in jeder anderen Stadt mit Tourismus ist, bekommt man in Partenkirchen den Hauch einer Idee von der alten bayrischen Tradition.

Unser absolutes Highlight war das Schuhgeschäft Wittmann ganz am Ende der Straße. Spontan rein gegangen um nach neuen Wanderschuhen zu schauen wurden wir freundlich beraten und die Schuhe werden uns sogar nach Hause geschickt. Vielen Dank an Vreni und ihre Kollegin für die TOP Beratung. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und das Paar das wir mitgenommen haben wurde gleich am nächsten Tag ausprobiert.

Neue Schuhe für den Berg

Dann ging es zurück nach Krün. Ohne Motor ist der Weg für Norddeutsche schon recht schwer. Mit 300 durchgehenden Höhenmetern auf einer Strecke von über 5 km macht der gemeine Norddeutsche einfach schlapp. Da müssen wir vorm nächsten mal wohl in den Harburger Bergen etwas üben.

Auch diese Tour haben wir aufgezeichnet: GAP – Krün oben rum
Wir sind dennoch froh das wir die Tour oben rum genommen haben, denn an der Straße hätten wir sicher auch schieben müssen, und das wäre nicht so schön gewesen.

ZUGSPITZE – Mittwoch 17.08.22

Wir verlassen den Campingplatz am Tennsee und wollen rauf auf die Zugspitze. Wegen Höhenangst kommt die Seilbahn vom Eibsee für uns nicht in Frage und so gehts mit der Zugspitzbahn, einer alten Zahnradbahn welche 25% Steigung und bis zum Gletscherplatt ca. 1950m Höhenunterschied zurücklegt, von Grainau rauf auf den Berg.
Auf dem Zugspitzplatt angekommen erreicht uns der erste Schock.

  1. Das „ewige“ Eis ist nur noch eine kleine Fläche. Von großem Gletscher kann hier keiner mehr sprechen. Hier ist die Klimaerwärmung live zu sehen.
  2. Alles ist auf Tourismus ausgelegt. Die Menschen laufen teilweise in Stöckelschuhen oder Flip Flops auf dem Berg herum und schauen in erster Linie wo sie den nächsten Kaffee oder das nächste Bier bekommen.

Der ganze Berg ist voll mit Menschen die nicht wegen des Berges sondern wegen des Events drum zu herauf fahren.
Mit über 60 EUR ist die Fahrt rauf sicher nicht so günstig, dass sich das jeder leisten kann und dennoch kann man das Bergpanorama gar nicht wirklich genießen. Für Euch haben wir dennoch die schönen Facetten des Berges eingefangen.

Wir werden wirklich nachdenklich in Anbetracht der Massen die der Berg aushalten muss. Wenn wir uns mal in die Zugspitze hinein versetzen, können wir uns vorstellen, dass der Berg neidisch auf die umliegenden Berge ist, die „noch“ halbwegs in Ruhe gelassen werden.

Wir sind nach diesem Trip so schockiert das wir wirklich ein schlechtes Gewissen haben diese Industrie unterstützt zu haben.
Wo hört nachhaltiger Tourismus auf und wo fängt Massenbefriedigung an? Die grenzen verschwimmen immer mehr da einfach zu viele Menschen die Highlights sehen wollen. Wir schließen uns da definitiv nicht aus.

Wie nehmt Ihr den Tourismus auf Euren Reisen wahr?
Habt Ihr auch diese Momente an denen Ihr Euch als Eindringling fühlt?
Schreibt uns gerne Eure Erfahrungen.


Nachdem wir den Gipfel gesehen haben fahren wir wieder bergab.
Am Eibsee – der von oben so friedlich aussah – steigen ihr aus und wollen nach Grainau zu unserem Bus laufen. Der See ist auch am Nachmittag noch vollkommen überfüllt und selbst der Wanderweg nach Grainau ist überfüllt.

Die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht gestaltet sich schwierig und so verlassen wir Grainau noch in der Nacht in Richtung Norden.

KLOSTER BENEDIKTBEUREN – Donnerstag 18.02.2022

Nach den Touristenmagneten der letzten Tage müssen wir erst einmal runter kommen. Der perfekte Ort dafür ist schnell gefunden.

In der Klosteranlage die mittlerweile von der Ordensgemeinschaft der Salesianer gekauft wurde gibt es für jeden Geschmack etwas.

Hier ein paar Highlights:

  1. Rundgang in der Kirche
    Am Eingang der Kirche liegen kleine Flyer mit der Aufschrift „Glaubens- und Lebensweg durch die Basilika“ aus.
    Hier kann jeder interessierte anhand der Bemerkungen auf dem Flyer einen Rundgang durch die Kirche starten. Nicht nur für christliche Menschen in spannender Impulsweg
  2. Der Benediktusweg
    „Ein Meditativer Rundweg um das Kloster“ Auf einem Flyer der Ebenfalls in der Kirche ausliegt könnt ihr einem 2,5 km Rundweg folgen. Auf den Infotafeln an den 12 Punkten gibt es jeweils Informationen zu den einzelnen Orten, aber auch Anregungen zum nachdenken.
    Der Weg führt vorbei an dem Kräutergarten, der als meditatives Labyrinth aufgebaut ist und am Maierhof.
  3. Im Maierhof befindet sich auch der kleine Kräuterladen der zum Kuchen oder zur Brotzeit einlädt. Unser Tipp: Brot mit Kräuterkäse und dazu eine selbstgemachte Saftschorle.
  4. Führung durch die Kirche
    In der Saison findet um 14h30 eine Führung durch das Kloster statt. Wer mehr technische Hintergründe zum Klosterbau und seiner Entwicklung haben möchte ist hier genau richtig. Allen anderen empfehlen wir diesen Ort einfach weiter auf sich wirken zu lassen.
Kloster Benediktbeuren

Beseelt von der Ruhe die dieser Ort ausstrahlt fahren wir zum nächsten Campingplatz wo wir ein wenig Ruhe tanken wollen.

BAD TÖLZ UND UMGEBUNG –
Freitag 19.08.2022 – Samstag 20.08.222

Auf der Suche nach einem Campingplatz in etwas abgelegener Gegend kommen wir an den Bibisee.

Zur Entstehung des Sees und des Campingplatzes erzählte uns der Wirt folgendes:
Der Campingplatz liegt an einem großen See der ursprünglich für die Ruderer zur Münchener Olympiade gegraben worden ist. Als der See fast fertig gestellt war stellte man allerdings fest, dass die Winde nicht zu der Ruderstrecke passten und somit wurde das Projekt eingestampft und die Fläche an den Verkäufer zurück gegeben.
Nun hatte man die Fläche wieder mit einem hübschen See, also wurde kurzerhand beschlossen, dass man hier einen Campingplatz eröffnet.

Direkt auf dem Campingplatz ist zudem ein kleiner Weiher an dem wir unseren Jan abstellen dürfen.

Wir beschließen Freitag ganz gechillt im Bus zu verbringen und wagen uns erst am späten Nachmittag mit dem Rad auf Tour. Prompt holt uns auf dem Rückweg der Regen ein, aber die Gegend ist wirklich traumhaft schön.

Am Samstag wagen wir dann den Weg mit dem Fahrrad nach Bad Tölz wir wir lecker essen und in einem kleinen Laden „Vom Fass“ eine letzte Erinnerung an die Reise mitnehmen.

Glasflasche gefüllt mit Pflaumenschnaps

Rückfahrt mit den Nachtzug München- Altona
Sonntag 21.08.2022

Da wir nur eine Woche hatten haben und auch nicht so viel CO2 produzieren wollten , haben wir uns gesagt, dass wir die Rückfahrt nicht mit über die Straße machen sondern zusammen mit unserem Jan den Nachtzug ausprobieren.

Früh genug in München Ost angekommen mussten wir erst einmal die Einfahrt suchen. Wurden dann aber freundlich eingewiesen um Jan zu verladen.

Hier bekommt Jan einen anderen Fahrbaren Untersatz

Drei Stunden später kommt auch unser Schlafplatz für die Nacht an.
Nachdem wir München von oben im „Umadum“ (So nennen die Münchener ihr Riesenrad) angeschaut haben nehmen wir unsere Liegeplätze ein.

Nachtzug fahren ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert.
Wir würden es begrüßen wenn mehr Menschen diesen Service in Anspruch nehmen. Leider ist der Preis mit weit über 600 EUR für 2 Personen im eigenen Liegeabteil und Bulli recht hoch und die Züge sind definitiv auch nicht mehr die günstigsten. Hier gibt es unserer Ansicht noch Optimierungsbedarf wenn wir es in Deutschland wirklich ernst meinen mit der der grünen Wende.

FAZIT

Eine tolle Woche voller unterschiedlicher Eindrücke in Bayern.
Ob wir noch einmal in Richtung Garmisch fahren ist ungewiss, da wir im Urlaub keine Lust haben auf sooo viele Menschen. Aber Bayern und auch Franken werden wir sicher noch einmal besuchen.

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