Six weeks off – 4. Woche

Sonntag 08.08. bis Samstag 14.08.

Nachdem wir in der letzten Woche so mittelmäßiges Wetter hatten hoffen wir, dass wir noch einmal richtig Sonne tanken können. Was wir im Vorfeld von der Bucht von Morbihan gehört hatten lässt uns weiterhin hoffen. So frühstücken draußen mit Sonne wäre einfach mal schön zur Abwechslung. Das sollte auch kommen, aber nicht gleich zu Beginn der Woche.

Sonntag 08.08. – Lamor Baden & Baden

Nach einem trüben Start in den Tag schein das Wetter aufzuklaren und wir beschließen gegen Mittag mit dem Rad nach Baden zu fahren. Hier haben wir in einem Reiseführer von einer guten Creperie gelesen und sind neugierig. Ein bisschen Bewegung tut uns sicherlich auch ganz gut. Dort angekommen müssen wir leider feststellen, dass die Creperie zwar noch eine halbe Stunde geöffnet hat, wir allerdings nicht mehr bedient werden. Nach einem kurzen Blick in die kleine Kirche von Baden machen wir uns also auf den Weg zurück zum Campingplatz in Lamor Baden und beschließen einfach unseren eigenen Crêpe zu kreieren. Aus Honfleur haben wir noch Calvados und so gibt es sogar einen mit flambierten Bananen an unserem letzen Abend in der Bucht.

Kirche von Baden

Montag 09.08 – Austern- „Fahrt„

Endlich ist der Tag unserer geplanten Austernfahrt da.
Nachdem es in der Nacht schon wieder geregnet hat sind wir froh, dass wir weiter ziehen in hoffentlich sonnigere Gefilde. Wir packen unsere Sachen und machen uns früher als nötig auf den Weg zum Austerfischer Ivan und seinem Restaurant „Au Rhythmen des Marees“ – „On the Rhythm of the tides“. Kurz vor Ankunft am Restaurant bekommen wir leider die Nachricht, dass die Fahrt aufgrund der Wetterlage nicht stattfinden kann. Etwas enttäuscht kommen wir am Treffpunkt an und wollen zumindest die Austern probieren. Also essen wir morgens um halb 11 Uhr Austern.

Anschließend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet zur Insel Sept Iles die bei Ebbe vom Festland aus erreichbar ist. Da wir aber noch weiter wollen verzichten wir auf den Rundgang über die kleine Insel und sind gar nicht mehr so traurig, dass die Tour nicht stattfinden konnte. Gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel – Guerande.

Dienstag 10.08. bis Montag 16.08. Guerande und Umgebung

Wir haben ja schon berichtet, dass das Wetter unsere Reise etwas bestimmt und sicherlich wären wir an einigen Orten länger geblieben wenn das Wetter besser gewesen wäre. Dies sollte sich nun ändern. Als wir am Dienstag den Wetterbericht für die nächsten Tage in Guerande und Umgebung checken steht für uns fest: Wir bleiben erst einmal hier. Wir verlängern bis Montag und haben eine wunderbare, abwechslungsreiche Woche die wie folgt aussah:

Dienstag: 10.08. erste Erkundungsfahrt der Umbgebung Richtung Mesquer

Nachdem der Tag nebelig aber trocken startete kam gegen Mittag die Sonne raus. Wir beschließen unsere Räder zu nehmen und den Norden der Region zu erkunden. Entgegen dem Norden der Bretagne ist es hier relativ flach und wir können sehr schön längere Strecken fahren ohne das Gefühl zu haben an der Tour de France teilzunehmen.

In Mesquer haben wir einen grandiosen Blick auf den Atlantik aber auch auf die Bucht. Anschließend fahren wir über die Velocean ein Stück am Atlantik entlang, bevor wir dann am späten Abend über das Hinterland zurück zum Campinglatz fahren.

Tipps für Radfahrer: In Frankreich muss man im Dunkeln eine Signalweste tragen. Nehmt also auf jeden Fall eure Autowesten mit aufs Rad wenn ihr hier mit dem Rad fahrt.
Wir waren meist auf dem Velocean unterwegs. Einer traumhaften Radfahrstrecke. Zwischen St. Nazaire und der Mündung der Vilaine. Wer mehr über die Strecke wissen möchte kann sich auf der Seite des französischen Fahrradtourismus informieren: https://de.francevelotourisme.com/radroute/velocean

Wie überall in dieser Gegend sind Teile der Häfen bei Ebbe ohne Wasser, so dass die kleinen Boote und Yachten im Watt liegen. Das spannende für uns Norddeutsche: Ebbe und Flut sorgen nicht jeden Tag für eine Flutung der kompletten Buchten, sondern nur bei entsprechender Mondphase. Die Häfen bekommen zwar regelmäßig Wasser, aber die Buchten sind teilweise mehrere Wochen trocken. Das führt dazu, dass es im Watt zu Grasbewuchs kommt der sehr schön aussieht, wenn man die Buchten von den höher liegenden Felsen aus anschaut.

Mittwoch: 11.08. Markt in Guerande
& besondere Begegnung Teil 1

Mittwoch ist Markttag in Guerande. Da wir auch in der Heimat die meisten unserer frischen Waren vom Markt holen beschließen wir uns diesen einmal anzuschauen und uns mit frischen Waren einzudecken.

Mit dem Rad sind es von unserem Campingplatz nur 10 Minuten bis zur Innenstadt. Als wir dort ankommen haben wir beide gleich die Erinnerung an unseren Besuch in Avignon 2018 im Kopf. Beide Städte sind mit einer dicken Stadtmauer umgeben.
Wir schließen unsere Räder vor den Mauern der Stadt an und stürzen uns ins Marktgetümmel. Obwohl die Stadt sehr voll ist haben wir nicht das Gefühl eingeengt zu sein wie wir es in Honfleur hatten.

Gleich am Anfang des Marktes kommen wir an einem Lederhändler vorbei. Anders als die vielen Händler die mit ihren Standardwaren auf jedem Touristenmarkt stehen passt dieser Händler die Gürtel vor Ort an den jeweiligen Käufer an. Wir sind beeindruckt von der Handwerkskunst und kaufen bei diesem lokalen Handwerksbetrieb einen Gürtel & zwei Armbänder, die uns noch lange an diesen Urlaub erinnern sollen.

Weiter im Inneren des Marktes werden Fisch, Fleisch, Gemüse und Käse in einer atemberaubenden Vielfalt angeboten. Wir entscheiden uns für einen kleinen Gemüsestand in zweiter Reihe und werden nicht enttäuscht. Als wir noch so überlegen wie wir dem Händler unsere Wünsche auf Französisch mitteilen spricht uns sein Sohn in akzentfreiem Deutsch an ob er uns helfen könne. Total verdattert erfahren wir, dass der Junge mit seiner Mutter in der Nähe von Dortmund lebt und in den Ferien bei Papa in der Nähe von Guerande. Da der Vater einen Gemüseanbau betreibt hilft er dort auch mit. Die Erklärungen die wir zu den Tomaten und anderen Leckereien erhalten haben hätten wir sonst wohl nie erhalten.

Zum Schluss statten wir der traditionellen Markthalle noch einen Besuch ab und ergattern neben Käse noch Garnelen, die wir Mittags mitessen werden.

Nach diesem vorzüglichem Essen gab es erst einmal eine Runde Mittagspause die recht unverhofft unterbrochen wurde.
Bekannte von uns sind nämlich auch am Atlantik unterwegs und haben sich für die Route von Bordeaux aus in den Norden entschieden. Wir waren zwar die ganze Zeit in Kontakt, aber wir hätten nicht damit gerechnet, dass sie wirklich bei uns halt machen. So gab es über 1500 km von der Heimat entfernt ein freudiges Wiedersehen, welches mit einem Abendessen in Guerande gefeiert wurde.

Ohne diesen Zufall wären wir vermutlich nicht Abends in die Stadt gefahren und hätten die tolle Illumination verpasst. Aber seht selbst:

Donnerstag: 12.08. Salinenführung
& besondere Begegnung Teil 2

In einem Reiseführer haben wir von der Salinenführung eines Franzosen erfahren, der mit einer Deutschen verheiratet ist und daher sehr gutes Deutsch spricht. Also haben wir eine Führung bei Nicolas Arnould gebucht. https://de.labaule-guerande.com/besuch-einer-saline-nicolas-arnould-mesquer.html
Laut Tourismusbüro sollte die Führung ca 2,5 Stunden dauern worauf wir uns auch einstellten. Dummerweise hatten wir vorher nicht nachgefragt, ob er die wichtigsten Punkte auch auf deutsch erklärt. Somit waren wir dann auf unsere paar Brocken Französisch und seine Antworten auf unsere Nachfragen beschränkt. Nicolas hat in Heidelberg studiert und vor 30 Jahren seinen Bürojob aufgegeben um Paludier (Salzbauer) zu werden. Diesem Beruf geht er mit voller Leidenschaft nach und somit verlängerte sich die Führung über 3km auf ganze 4 Stunden bei strahlender Sonne. Wir waren heilfroh, dass wir genug Wasser mit hatten. Sind jetzt aber schön braun.

Wer eine Salinenführung auf Deutsch möchte sollte unbedingt vorab Kontakt zu Nicolas aufnehmen. Er erklärt auch außerhalb der Führungen gerne seinen Job. Aber nehmt Zeit mit, denn er hält gerne ein „Schwätzchen“ wie er selber sagt.

Nach einer kleinen Stärkung am Pizzastand des örtlichen Carrefour Marktes ging es dann zurück zum Campingplatz wo wir mit unseren Bekannten dann lecker Crêpe gemacht haben.

Da am Mittwoch noch weitere Camper mit dem Kennzeichen STD dazu gekommen waren saßen wir zu sechst in schöner Runde bis spät abends zusammen. Die beiden anderen aus dem schönen Landkreis Stade sollten uns noch bis Sonntag erhalten bleiben und so haben wir schöne Abende zusammen verbracht und werden uns sicher auch in der Heimat noch einmal wiedersehen. Wir freuen uns jetzt schon.

Freitag 13.08. – Guerande Teil 2

Nach den Strapazen und dem geselligen aber langen Abend haben wir uns dazu entschlossen den heutigen Tag entspannt angehen zu lassen.

Erst gegen späten Nachmittag als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte und wir in Pool und Sonne unseren Urlaub genossen haben, wollten wir die Stadt Guerande noch einmal ohne Markttag erkunden.

Die Stadt hat ihre heutige Größe und Eleganz wie fast alles hier in der Region vom Salzbau erhalten. Über Jahrhunderte war das „weiße Gold“ wie Salz in Europa genannt wurde ein Garant für Reichtum.
Das Salz wurde in den Salinen die zur Stadt gehörten abgebaut und über den Hafen Le Croisic nach Portugal, Spanien, Schottland und England, aber auch bis an die Ostsee verschifft. Die Hanse, die wir gerade im Mittelalter als Herrscher über die Meere in Erinnerung haben wurde hierbei gemäß der hiesigen Historiker außen vor gelassen. Somit blieb das Geld in der Region und wurde hier auch wieder investiert. Unter anderem in eine große Stadtbefestigung die zu großen Teilen heute noch steht.

Samstag 14.08. – Radtour
Piriac-sur-Mer & Pen Bron

Bei besten Wetter geht es heute wieder aufs Rad.
Wir starten Richtung Piriac-sur- Mer und werden vom dortigen Markttreiben überrascht. Nach einem ausgiebigem Bummel gibt es erst einmal eine Stärkung in einem Restaurant das in einer alten Tankstelle gebaut worden ist.
Nach gutem Essen zu fairen Preisen erkunden wir in der Mittagshitze das alte Fischerdorf, müssen uns dann aber bald ein schattiges Plätzchen suchen an dem wir ein Nickerchen machen können.
Das Dorf hat abseits der Hauptstraßen noch viel von seinem ursprünglichen Charme beibehalten und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Satt, ausgeruht und gestärkt geht es weiter der Küste entlang bis zum äußersten Zipfel von Pen Bron. Hier ist außer einem Aussichtsturm und einem Strand nicht wirklich viel zu sehen.

Ein Hotelgelände ist komplett verlassen und diente früher als Sanatorium für TBC kranke Kinder sowie als Stützpunkt des Atlantikwalls der Nazis. Ein Foto des imposanten Gebäudes wurde uns leider von den Sicherheitskräften verwehrt. (Vorsicht Videoüberwachung ist wirklich aktiv 😳)

Sonntag 15.08. – letzter Tag in Guerande mit Überraschung

Heute verabschieden wir unsere Campingnachbarn aus STD und wollen auch unsere Sachen noch einmal sortieren bevor es dann morgen weiter geht. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man Menschen ins Herz schließen kann die man eigentlich gar nicht kennt. Wir hatten 3 tolle kurzweilige Abende gemeinsam mit guten und vor allem nicht nur oberflächlichen Gesprächen. Wir sind uns sicher, dass diese Urlaubsbekanntschaft noch in dem ein oder anderen netten Abend in der Heimat weiter geführt wird.

Eigentlich wollen wir heute nur einen kleinen Bummel zum Abschied durch die Stadt machen um dann unseren „Jan“ bereit zur morgigen Abfahrt zu machen. Letztlich landen wir bei einem Verleih von E-Scootern und machen eine knapp 2,5 stündige Tour durch die Briere. Den Teil der Gegend, den wir bis dato außen vor gelassen hatten. – Also eigentlich der perfekte Abschluss des Aufenthalts.

Tipp: Wer in Guerande ist sollte sich unbedingt so ein Teil ausleihen. Es gibt unterschiedliche Touren. Wir waren von unserer schwer begeistert. Mehr dazu unter https://www.lestrottesdelouest.com/ Die Einführung wird auch auf Englisch gemacht.

Zur Tour: Die Briere ist eine Sumpflandschaft in der früher Torf abgebaut wurde und aus dem Moorholz Pfeifen gebaut wurden. Die Pfeifen sollen wohl berühmt sein… Die Gegend ist es alle mal wert besucht zu werden. Beim nächsten mal machen wir dann vielleicht auch eine Tour mit dem Fährmann über das Moor.

Übersichtskarte der Region Guerande aus einem Prospekt der Touristeninformation
Zur Info. Da die Akzentsetzung im französischen für uns noch ein Buch mit sieben Siegeln ist haben wir einfach jegliche Akzente weg gelassen um keine Verwirrung zu produzieren. Wir denken, dass der Text trotzdem lesbar ist. 
Unser Route in Woche 4
Viele KM sind es nicht geworden, aber man soll ja da bleiben wo es schön ist.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Buxtown Runners

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen