Six weeks off – 2. Woche

Sonntag 25.07. bis Samstag 31.07.

Die erste Woche verging wie im Fluge und wir können noch gar nicht so richtig fassen, dass wir jetzt wirklich insgesamt 6 Wochen out off office sind. Dennoch genießen wir jeden Tag und fangen auch langsam an uns an die Zeit des Reisens und des Verweilens zu gewöhnen. Hier nun also unser Bericht der zweiten Woche.

Sonntag – Dienstag: Petit Caux

Unser erster längerer Halt ist in Petit Caux. Gefühlt ist hier das Ende der Welt, aber genau das ist es was wir gerade brauchen. Der ganze Ort scheint nur erreichbar zu sein, wenn man definitiv hier landen möchte.
Unser Campingplatz ist auf einem Hügel vor der Steilküste.
Zum Strand führen zwei Treppen und eine recht steile Straße.
Am ersten Abend ist es schon dunkel als wir endlich eingerichtet waren und so sehen wir nur einen kleinen Steinstrand.

Am nächsten Tag kam dann die große Überraschung.
Bei Ebbe konnten wir recht weit in die Bucht hinein laufen. Und die Steilküste vom Watt aus bestaunen. Es gibt unheimlich viele Muscheln und Krebse die von den einheimischen auch fleißig gesammelt wurden. Später lernen wir, dass es dazu extra Richtlinien gibt. Das ist uns dann aber doch etwas zu heikel und wir sind froh am Sonntag den Muscheltopf im Restaurant direkt neben dem Campingplatz gegessen zu haben.

Kulinarisch haben wir auf jeden Fall auch alles probiert was uns der Ort geboten hat. Am Montag war die Empfehlung des Tages Andouillette auf der Speisekarte. Nichts ahnend was wir da eigentlich genau bestellen haben wir uns an das Experiment gewagt… wen es interessiert – einfach mal bei Wikipedia schauen. Wir müssen es nicht noch einmal haben.

Am Dienstag sind wir dann früh aufgebrochen um uns Fecamp und Etretat anzuschauen.

Dienstag: Fecamp & Etretat

Am frühen Vormittag erreichen wir die kleine Hafenstadt Fecamp. Die Stadt war früher Sitz der Beneditktiner, die aber 1789 nach einer Plünderung die Stadt verlassen haben. Noch heute wird im ehemaligen Kloster ein Likör hergestellt, den wir aber in den frühen Morgenstunden nicht testen wollten. Claude Monet hat hier in Fecamp und Etretat auch etliche seiner Künstlerstunden verbracht und schuf die noch heute zu bestaunenden Werke von einer gigantischen und traumhaften Felsenküste.

Wir machen eine Wanderung durch die Stadt vom Kloster runter zur Abtei der Heiligen Dreifaltigkeit und stoßen dabei auf einem Garten der vor langer Zeit von einem Arzt angelegt wurde und der nun zum verweilen vom Stadttrubel einlädt.

Stadtplanerisch ist interessant, dass das Wohnviertel zwischen Kloster und dem heutigem Hafen erst um 1850 herum entstanden ist. Also weit nachdem die Mönche die Stadt verlassen haben. Wir vermuten, dass die französische Revolution der Stadt weiteren Handel beschert hat, können dafür aber keine weiteren Hinweise finden.
Gebaut wurde dieses Viertel aus einer Mischung aus Ziegel, Putz & Alabaster sowie Feuersteinen. Wir vermuten das die beiden letzteren zu dieser Zeit ein günstiges Baumaterial an der Küste waren und sich Steinmetze auf das Sammeln und bearbeiten der Steine spezialisiert haben.

Gegen Mittag stolpern wir gleich in der Nähe der Abtei an einem kleinen Restaurant vorbei, wo wir ein typisches französisches Mittagessen zu uns nehmen. Dem „Table de Benoit“.
Für unter 50 EUR haben wir ein vorzügliches 2 Gänge Menü mit Wein, Espresso und grandiosem Nachtisch gegessen.

Dann geht es weiter nach Etretat: Gleich am Eingang des Ortes in dem lediglich 1200 Einwohner wohnen fanden wir einen Parkplatz auf dem wir auch die Nacht verbringen konnten. Wie üblich liefen wir nicht der Masse nach sondern sind einem kleinen Weg mit der Aufschrift Felsen gefolgt. Durch etwas matschiges Gebiet mit vielen Pfützen sind wir vorbei am „Küstengolfplatz“ über den wir sogar schon einen Bericht im NDR gesehen hatten. Laut diesem Bericht hat der Platzwart hier einiges zu tun, da im Herbst die Stürme am Ärmelkanal Salzwasser auf den Platz spülen.

Nach einigen Unwegsamkeiten kommen wir also an den Felsen an und haben bei strahlendem Sonnenschein einen großartigen Blick auf die Felsküste. Nach einigen Fotopausen wandern wir weiter in Richtung Dorf und genehmigen uns einen Drink mit Aussicht. Erst jetzt schlägt das Wetter um. Nach einem kleinen Regenschauer können wir trockenen Fußes zurück zu unserem Jan und genießen ein klassisches Camper- Abendessen im Bulli.

Mittwoch – Samstag Omaha Beach – Landungsstrand der Alliierten in der Normandie

Noch vor 9 Uhr machen wir uns auf dem Weg nach Omaha Beach.

Wir lassen Le Havre rechts liegen und fahren über die Pont du Normandie. Eine beeindruckende Brückenanlage über die Seine. Dagegen kann die Köhlbrandbrücke echt einpacken… wobei sie das ja auch bald macht. 🙂

Musik: Flow // Musiker: LiQWYD
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Es folgte ein kurzer Aufenthalt in Honfleur.
Für Norddeutsche erinnert die Stadt ein wenig an die Hamburger Deichstraße. Nur eben, dass die ganze Stadt so aufgebaut ist. Durch die Nähe zu Le Havre war die Stadt allerdings sehr voll und wir haben uns entschlossen nach einem völlig überteuertem Kaffee weiter zu ziehen.

Am Nachmittag sind wir dann endlich am Omaha Beach angekommen.
Via App haben wir uns einen kleinen Campingplatz etwas Abseits ausgesucht. Anstatt der geplanten Nacht für die Durchreise bleiben wir ganze drei Nächte hier. Das Wetter sollte gut werden und der Platz hatte eine gute Lage für Erkundungstouren in der Umgebung.

Noch am Abend machen wir eine erste Runde mit den Rädern und sehen auch schon die ersten Bunkeranlagen. Beeindruckend und gleichzeitig gruselig…
Der Strand strahlt eine solche Ruhe aus, dass man sich nur schwer vorstellen kann was hier vor nicht mal 80 Jahren passiert ist.

In den nächsten zwei Tagen genießen wir das gute Wetter am Ärmelkanal aber beschäftigen uns auch mit dem D-Day und seinen Auswirkungen auf die Region.

Die Französische Regierung hat nach dem Krieg die Landungsfläche am Omaha Beach zum Ort des Gedenkens und der Erinnerung als amerikanisches Staatsgebiet überschrieben. Wir bewegen uns also zum Teil auf amerikanischen Territorium. Über 10.000 gefallene und identifizierte amerikanische Soldaten haben so Ihre letzte Ruhestätte in einem gigantischen Monumentalpark in amerikanischem Boden erhalten. Im sich anschließenden „Garden of the Missing“ sind weitere 5000 Soldaten benannt. Das Betreten der Anlage veranlasst uns zum Nachdenken und wir können uns das was sich hier abgespielt haben muss nur schwer vorstellen. Auch sind wir einige der wenigen deutschen Besucher des Areals…

Am Tag der Abreise haben wir dann noch einen Abstecher ins 17km entfernte La Cambe gemacht. Hier ist die deutsche Gedenkstätte als „Garten des Friedens“ angelegt, in dem 21.000 deutsche Soldaten begraben liegen. Viele davon nicht älter als 18 Jahre und etliche ohne Identifizierung. Die dt. Kriegsgräberfürsorge ermöglicht noch heute Angehörigen den Besuch und im angrenzenden Museum werden wir Teil der unfassbaren Taten der auch hier begrabenen Soldaten der Waffen SS. Im Park des Friedens wurden von unterschiedlichen Menschen Bäume gespendet, die das Areal heute begrenzen und Hoffnung geben sollen aber auch Schutz. Wir nehmen die amerikanische sowie die deutsche Gedenkstätte sehr unterschiedlich wahr. Auf der dt. Gedenkstätte sind jedoch Besucher an zwei Händen abzuzählen…selbst unsere Bundeskanzler meiden diesen Ort aufgrund der hier liegenden Soldaten der Waffen SS. Wir verlassen mit etwas gedrückter Stimmung diesen Ort und schließen für uns das Kapitel der Erinnerung.

Hier einmal die Route unserer zweiten Woche eingezeichnet:

Unsere zweite Woche

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